Samstag, 29. September 2012

Michael O'Hare (1952 - 2012)

Commander Sinclair ist tot.

Wie J. Michael Straczynski auf Facebook vermeldete, starb der Schaupsieler Michael O'Hare an einem Herzinfarkt :
I regret that I must convey the sad news that Michael O’Hare passed away today. He suffered a heart attack on Sunday and was in a coma until his passing this afternoon. This is a terrible loss for all B5 fans and everyone involved with the show wishes to convey their condolences to the O’Hare family. He was an amazing man.

Rest in Peace, Commander. Die ersten Takte von B5 werden mir immer unvergeßlich bleiben :

Wikipedia-Eintrag

Warhammer 40.000 - Leseeindrücke (II)

Citadel-Miniaturen : Blood Angels Death Company

Die Bilder stimmen nicht.

Am Anfang war das Tabletop-Spiel. Mit Citadel-Figuren, die sich ein nicht unkreativer Bildhauer (nennt man das hier so ?) einfallen ließ. Menschen, Orks, Elfen und Zwerge im Weltraum, die in einem nicht-trivialem Strategie-Spiel in Armee-Einheiten gegenseitig bekämpfen. Von den einfachen Sets des Anfangs ging man über zu immer komplexeren Simulationen und irgendwann kam Games Workshop auf die Idee, auch Romane zum Spiel herauszugeben.

Natürlich war der Profit im Vordergrund, da Games Workshop aber einen Namen hatte und keine drittklassigen Autoren beschäftigen wollte, sondern gleich bei der ersten Garde anfragte, ist das Ergebnis ein künstlerischer Höhenflug, der seinesgleichen sucht. Genaueres findet man in der Einleitung von "Inquisitor" von Ian Watson oder im Magazin "Pandora", Ausgabe 3. Hier beschreibt Stephen Baxter die Entstehung der Warhammer- und Warhammer 40.000-Romane, ein unbedingt lesenswerter Artikel.

Das Ergebnis ist eine Romanserie, die man nur als Adult SF bezeichnen kann, die Geschichten aus dem Warhammer 40.000-Universum sind definitiv nichts für Jugendliche. Das fiel mir bereits bei den ersten Romanen auf, die ich mir, motiviert durch die Lektüre von Stephen Baxters Artikel, gekauft hatte : Ian Watsons "Inquisitor"-Geschichten. Der dort beschriebene Wahnsinn der Menschen des 30. und 40. Jahrtausends wird nicht weniger lesenswert in den Geschichten um die Horus-Häresie und den Großen Bruderkrieg beschrieben. Und dies passt irgendwie überhaupt nicht mehr zu den vergleichsweise harmlosen Citadel-Figuren, die ich kenne. Und auch nicht so richtig zu den Titelbildern der Romane. Irgendwie spiegelt das alles nicht die Bilder wieder, die beim Lesen vor meinem geistigem Auge entstehen. Interessanterweise übrigens unabhängig vom Autor, der den jeweiligen Roman geschrieben hat. Hier fehlt ein Künstler vom Stil eines Hieronymus Bosch, der den Wahnsinn dieser Romane zusammen mit dem Endzeitfeeling dem Betrachter rüberbringt.



Freitag, 28. September 2012

Leseeindrücke ATLAN 500-599 (I)





500 - William Voltz : Die Solaner
502 - Peter Griese : Brüder der zweiten Wertigkeit
504 - Horst Hoffmann : Menschen zweiten Grades
507 - Hans Kneifel : Die SOL und der Koloss


Im Auftrag der Kosmokraten soll Atlan die SOL in die Galaxis Varnhagher-Ghynnst führen.

Eine detailliertere Inhaltsbeschreibung findet man in der Perrypedia.

Letztens im Bazar wurde doch da jemand seine alten Atlan-Hefte nicht los. Obwohl ich eigentlich genug zu lesen hatte, war ich doch neugierig auf die Atlan-Romane jenseits des Fantasy-Exkurses "Atlantis". Der hatte mir seinerzeit, vor dreißig Jahren, so wenig gefallen, daß ich mit der Serie Schluß machte. Ebenso, wie ich auch bei der PR-EA eine gewisse Müdigkeit verspürte und mich erst einmal auf andere SF konzentrierte. Aber jetzt, dreißig Jahre später, war ich wieder neugierig genug, mich um die Hefte zu bewerben.

Die Zyklen waren nicht vollständig, es fehlen manchmal nur Einzelhefte, aber gerade am Anfang des neuen 500er-Zyklus doch mehrere Nummern. Da ich die Hefte nun wirklich nicht sammeln will, ist mir das zunächst einmal egal. Ich war auch gar nicht darauf gefasst, so schnell mit der Lektüre anzufangen, aber Donnerstag morgen hatte ich für die Fahrt nach Hannover nicht mehr ausreichend Lesestoff ausgesucht und grabschte mir die ersten drei Hefte vom Stapel.

Und wurde neugierig, so daß ich meine eigentliche Lektüre vernachlässigte und mit Band 500 begann. Faszinierend ! Was die Erstauflage zu dieser Zeit nicht zu bieten vermochte, war hier sofort greifbar : Das große SoW-Gefühl der PR-Romane von 650-850. Keine mystischen Überhöhungen, keine Pseudo-Philosophie, keine Inflation kosmischer Bedeutungen, Rätsel und Superintelligenzen, sondern gute alte Hardcore-SF, in der die Autoren zeigen, daß spannende Unterhaltung mit einem hochmoralischem Grundton auch ohne Raumschlachten und Invasionen möglich ist. Nach den ersten drei Bänden fühle ich mich jedenfalls stark an die Hochzeit der PR-Serie erinnert, in der PR eben mehr war, als ein trivialer, einfach lesbarer Heftroman. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Alle Titelbilder sind übrigens von Johnny Bruck, meines Wissens © Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt. Die Hefte enthalten (was mich wirklich gefreut hat) auch diverse Innenillustrationen von verschiedenen Künstlern, in 507 faszinierenderweise von Alfred Kelsner.

Mittwoch, 26. September 2012

Weltuntergang

Das Ende ist nah !
Die Bahn von Hannover nach Hamburg war heute 10 Minuten früher da !
Das deutet auf eine massive Störung des Einsteinschen Raum-Zeit-Kontinuums hin.
Ich warte auf weitere Zeichen.

Dienstag, 18. September 2012

John Ringo : Invasion (II)



John Ringo / Tom Kratman : Die Wacht am Rhein
Invasion Band 7
Baen Hardcover


Der weltweite Angriff der Posleen auf Deutschland wird geschildert. Trotz der Reaktivierung alter SS-Kampfverbände muß sich die Bevölkerung am Ende nach Skandinavien und in die Alpen zurückziehen, der Rest von Deutschland wird von den Posleen überrannt.

Wenn ein deutscher Schriftsteller einen Western in den USA veröffentlichen will, sieht er sich einem großem Problem gegenüber : Jeder seiner Leser ist ein Experte. Das ist nicht übertrieben, die US-Amerikaner kennen ihren Westen nur zu gut, der obige Aufschrei stammt sogar sinngemäß von einem amerikanischem Autor. Das gleiche gilt, wenn zwei (amerikanische) Schriftsteller einen Roman schreiben, in der die Zeit des Faschismus eine Rolle spielt. Und hier sind John Ringo und Tom Kratman sozusagen voll auf die Schnauze gefallen.

Ihre nicht unkreative Idee bestand in der Verjüngung alter SS-Kampfverbände. Da diese deutlich mehr Kriegserfahrung als die heutige Bundeswehr haben, sollen sie mit dem Segen des Bundeskanzlers Deutschland gegen die Posleen verteidigen. Diese alten SS-Leute werden als Elitesoldaten geschildert, wie man sie sich heute vorstellt. Nur einer von ihnen ist aus den SS-Totenkopfverbänden, er wird auch als ätzender Unsympath beschrieben und am Ende, als fast alle ehemaligen SS-Leute gefallen sind und die Posleen Deutschland überrennen, von einem seiner Kameraden mit dem Kommentar "Du Nazi-Schwein" erschossen.

Dieses Szenario ist nicht nur extrem stark vereinfachend, sondern auch ebenso stark romantisierend. Die SS bestand auch, ich meine sogar hauptsächlich, aus echten Elitesoldaten. Aber um zu dieser Elite zu gehören, reichte das rein Soldatische nicht aus, auch die Weltanschauung musste den damaligen Umständen entsprechen. Sprich : Nur echte Nazis waren in der SS. Und diese SS-Männer standen hinter den Judenverfolgungen, haben sich selbst als Übermenschen und viele Andere als ihnen unterlegen betrachtet. Das heisst aber nicht, daß sie aktiv in den Vernichtungslagern tätig waren oder diese ebenfalls bejahten. Tatsächlich wurden die KZs aus den verschiedensten Gründen, nicht zuletzt soldatischen (Verrohung) von einem nicht unerheblichem Teil der SS abgelehnt. Doch Mitleid oder auch nur der Ansatz eines Gleichberechtigungsgedankens lag dagegen fern. Hier zeichnen Ringo und Kratman ein verklärtes Bild der SS-Kämpfer.

Auf der Gegenseite zeichnen beide Autoren ein ebenfalls stark vereinfachtes negatives Bild der deutschen Grünen. Sie werden als realitätsfremde Opportunisten beschrieben, denen ihre Anschauung über das Wohl der Menschen geht. Ihr Anführer wird dargestellt als jemand, der nicht nur gegen die Reaktivierung und Revitalisierung der ehemaligen SS-Leute opponiert, sondern auch bewusst in Zusammenarbeit mit den Darhel Sabotage an den SS-Kampfverbänden als auch normalen Bundeswehreinheiten betreibt. Ringo und Kratman stellen dies als Standardreaktion der Grünen dar – jedenfalls habe ich den Roman so empfunden. Auf der einen Seite ist dies nicht unrealistisch. Man betrachte dazu nur die Entwicklung der Grünen in Deutschland von den 80ern bis heute. Sehr viele Idealisten und Realisten der ersten Generation sind, aus welchen Gründen auch immer, weg und der heutige Zustand der einstmaligen Wahlalternative ist derart, daß die Grünen sich in keinster Weise von CDU/CSU, SPD oder FDP unterscheiden. Insbesondere nicht, wenn man ihre Führungsriege betrachtet. Von daher ist die Ringo-Kratmansche Extrapolation durchaus gerechtfertigt. Auf der anderen Seite ist gerade diese Ununterscheidbarkeit von anderen etablierten Establishment-Parteien ein klarer Garant dafür, daß mehr nach Wählerstimmen als nach Ideologien vorgegangen wird, so daß ideologisch motivierte Handlungen, wie die beiden Autoren sie beschreiben, von den Grünen heutzutage nicht mehr denkbar sind. Substituiert man aber die Grünen durch eine beliebige andere, stark ideologisch motivierte Partei, so scheint mir eine solche Projektion nicht wirklich unrealistisch.

Was mir auffiel, ist die Tatsache, daß zu diesem Zeitpunkt Ringo und Kratman der Ghandi-Variante des Widerstands keinerlei Chance einräumen. Geschweige denn, daß sie zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit einer friedlichen Verständigung mit den Posleen auch nur in Erwägung ziehen. Das ist sicherlich im Kontext der Invasions-Romane realistisch und ich persönlich stimme ihrer Einschätzung der Lage vollkommen zu. Aber seit Ghandi haben viele Leute (nicht zuletzt die Grün-Alternative Liste) gezeigt, daß es auch anders geht. Es ist schade, daß eine solche Möglichkeit nicht dargestellt wurde, auch wenn sie höchstwahrscheinlich von beiden Seiten hintertrieben worden wäre. Von daher ist mir das Buch etwas einseitig.

Was das Buch nicht ist, ist faschistisch. Auch wenn es von keinem renommiertem Verlag in Deutschland veröffentlicht werden dürfte, da (siehe oben) zu viele falsche Prämissen enthalten sind, so gibt es doch keinen Grund wie die FAZ hier von "Retrofaschismus" zu sprechen. Tatsächlich sprechen sich die Autoren implizit wie auch explizit in dem fiktiven Lebenslauf des SS-Manns Brasche gegen den Faschismus aus und lehnen ihn effektiv in jeglicher Form ab. Genauso jedoch, wie solche "Friedensdemonstranten", die bei "Peace Now"-Demos Polizisten krankenhausreif prügeln. John Ringo und Tom Kratman sind hier eher neutral, weder rechts noch links. Allerdings stehen sie, wie bereits vor Jahrzehnten Robert A. Heinlein, auf dem Standpunkt, daß nur eine wehrhafte Gesellschaft echte Zukunftschancen hat. Und damit setzen sie sich, insbesondere in Europa, zwischen alle Stühle, weil sie sich dem politischen Freund-Feind-Schema entziehen.

Handwerklich fiel mir das schlechte Deutsch auf, das durch das Lektorat von Baen durchgekommen ist. Hier, ebenso wie bei dem "Tuloriad", wäre etwas mehr Sorgfalt vonnöten gewesen.

Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht, wenn auch die oben dargestellten Macken es für einen Durchschnittsleser in Deutschland nur schwer lesbar machen dürften.

Sonntag, 9. September 2012

John Ringo : Invasion (I)





John Ringo : Invasion
Band 1 : DER AUFMARSCH · A Hymn Before Battle (2000)
Heyne 06/6461 (2003)
Band 2 : DER ANGRIFF · Gust Front (2001)
Heyne 06/6462 (2004)
Band 3 : DER GEGENSCHLAG · When the Devil Dances (2002)
Heyne 06/6463 (2004)
Band 4 : DIE RETTUNG · Hell's Faire (2003)
Heyne 06/6464 (2005)
Band 5 : HELDENTATEN · The Hero (2004)
Co-Autor : Michael Z. Williamson
Heyne 06/6488 (2005)
Band 6 : CALLYS KRIEG · Cally's War (2004)
Co-Autor: Julie Cochrane
Heyne 52119 (2005)

Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack


Die Posleen sind eine aggressive, expanionistische Spezies, die einen Planeten nach dem anderen erobern, sich über die Malthussche Grenze hinaus fortpflanzen und nach einer gegenseitigen Vernichtung nur leere Hüllen hinterlassen, wo vorher fruchtbare Planeten waren.

Die galaktische Förderation ist aufgrund ihres Unvermögens, Gewalt anzuwenden, hilflos gegenüber dieser Gefahr. Um die Posleen zu stoppen, benötigen sie die Hilfe der aggressiven Menschheit.

Als sich eine erste Invasionswelle der Posleen auf die Erde zubewegt, gibt man sich den Menschen zu erkennen und gewährt ihnen technische und logistische Unterstützung, um die Posleen auf der Erde und anderen Planeten der Förderation zu bekämpfen. Allerdings möchte man auch keine zu starke Menschheit. Die Fleisch fressenden Barbaren von der Erde sind nur Mittel zum Zweck und erhalten gerade so viel Hilfe, dass sie nur unter großen Verlusten die Posleen aufhalten und zurückdrängen können und zudem in Abhängigkeit von der Förderation gelangen.
(zitiert in Anlehnung an die excellente Übersicht auf Up64.de)

John Ringo ist ein zorniger Ex-Soldat.

In den Cop-Filmen früherer Jahrzehnte kommt der Protagonist oftmals in massiven Konflikt mit der ihn umgebenden Bürokratie und Verwaltung. Oder mit der Legislative, die den auf der Straße agierenden Cop bei seinem Kampf gegen das Verbrechen nicht nur nicht unterstützt, sondern ihn nach seinem Empfinden sogar sabotiert. Das zieht sich von frühen Richard-Widmark-Filmen über Clint Eastwoods "Calahan" bis hin zu Buddy-Movies wie "Red Heat". John Ringo beschreibt den analogen Konflikt im amerikanischen Militär und stellt sich klar und deutlich auf die Position, daß die kämpfende Truppe von Schreibtischstrategen und Politikern allein im Regen stehen gelassen wird. Er wendet sich mehrfach gegen Offiziere, denen ein sauber geputztes Koppel und das sture Einhalten von Dienstvorschriften wichtiger als die saubere und effiziente Ausführung eines Kampfauftrages ist. Dies ist für mich nichts Neues, diese Kritik habe ich bereits vor Jahrzehnten von Hans Hellmut Kirst in seinen Romanen über die deutsche Wehrmacht ebenso wie das deutsche Nachkriegsdeutschland und die deutsche Bundeswehr gelesen. Deshalb überrascht mich die inhaltliche Kritik von John Ringo wenig. Überrascht hat mich allerdings die Vehemenz, mit der er gegen das Militär-Establishment schreibt. In deutlichen, ziemlich drastischen Worten mit sehr plakativen Bildern schildert er die Unfähigkeit von Karriere-Offizieren, deren Beförderungen mehr auf politisch-gesellschaftlichem Taktieren denn auf militärischem Können, Fähigkeiten oder Erfahrung beruht. Auch das stimmt mit den Kirst-Romanen 100 %ig überein, in 60 Jahren hat sich nichts geändert.

Fast nichts. In den Invasions-Romanen werden Frauen als vollständig gleichberechtigt geschildert. John Ringo macht hier keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Soldaten, auch seine zivilen Protagonistinnen sind mindestens genauso fähig wie der männliche Teil. Tatsächlich hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, daß Ringo sich nur knapp böser Kommentare über seine Geschlechtsgenossen enthalten hat. Weiter unten werde ich zeigen, daß Ringo in dieser Sichtweise kein Einzelfall ist. Diese Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Denken hilft der Emanzipation mehr als jede Frauenquote es könnte. Eine Untersuchung, inwieweit moderne Unterhaltung diese Gleichberechtigung verinnerlicht hat, halte ich für dringend notwendig. Nicht nur im SF-Bereich, auch in den normalen Unterhaltungsserien im Fernsehen scheint dies ein Standard geworden zu sein. Siehe dazu auch "Castle", "Eureka", "Warehouse 13", "The Closer", "House", ….

Aber diese von John Ringo geschilderte Gleichberechtigung erstreckt sich nicht nur auf die Geschlechter, sondern ebenso auf die verschiedenen Rassen. In den vier zentralen Invasions-Romanen werden Posleen, Darhel, Indowy und Himmits detailliert geschildert. Und mehrfach weist Ringo darauf hin, daß rassenspezifische Eigenschaften, vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, einfach sind und kein Qualitätsmerkmal darstellen. Die Posleen sind nicht böse, sondern genetisch so strukturiert, daß sie eine Gefahr für die Galaxis darstellen. Den unter ihnen ganz normalen Kannibalismus beschreibt er als Eigenschaft dieser Rasse, ohne auf das Igittigitt-Gefühl des Lesers zu reflektieren. Außerirdische sind eben anders. Ganz besonders deutlich wird das in "Heldentaten". In diesem Roman, der 1.000 Jahre nach den in "Invasion" geschilderten Ereignissen spielt, ist ein Darhel der positiv besetzte Held. Sein Gegner wird als skrupellos, menschenverachtend und böse beschrieben – und ist ein Mensch.

Interessant wird es, wenn man den Ex-Soldaten und SF-Schriftsteller John Ringo mit einem weiterem Ex-Soldaten und SF-Schriftsteller der Moderne vergleicht. Jack Campbell alias John G. Henry hat nämlich ebenfalls eine Militär-Karriere hinter sich, bevor er sich der SF-Schriftstellerei zuwandte.

Von Jack Campbell kenne ich "nur" die auf Deutsch erschienenen Romane um John "Black Jack " Geary. Aber gerade im Kontrast zu Ringos Invasions-Romanen werden hier zwei kontroverse Positionen deutlich. Campbell betont in seinen Romanen das Primat der Politik über das Militär. Für ihn ist das Militär genau und nur eine Art Erfüllungsgehilfe von politischen Strukturen, wobei sich Soldaten zwar der Politik bewusst sein sollten, idealerweise aber möglichst unpolitisch handeln. Genau wie Ringo schildert Campbell unfähige "politische" Offiziere, stellt dabei aber deutlich dar, daß Existenz und Beförderung solcher Soldaten den politischen Umständen geschuldet ist.

John Ringo sieht das deutlich anders. Für ihn ist ein Soldat ein "Bürger in Uniform", per definitionem ein politisches Wesen. Er sieht das Militär im Gegensatz zu Campbell als eigenständige politische Entität, keinesfalls als blinden Erfüllungsgehilfen. Allerdings weist er, ebenso wie Campbell, die Idee eines Miltärputsches oder einer irgendwie gearteten Militärherrschaft weit von sich. Beide Schriftsteller bekennen sich in ihren Romanen zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung westlicher Prägung und finden sich hier in einem interessantem Gegensatz zu Heinleins "Starship Troopers".

In den Romanen um Black Jack Geary kämpft eine demokratisch organisierte Allianz gegen ein kommunistisch angehauchtes Syndik-System. In dieser Konfrontation stellt Campbell eine demokratische, amerikanisch geprägte Legitimierung der politischen Kaste als deutlich überlegen dar. Und zwar sowohl anderen politischen Systemen der Menschen als auch den Aliens. John Ringo hingegen enthält sich einer solchen Wertung. In seinen Invasions-Romanen konzentriert er sich auf genetisch-psychologische Unterschiede von Menschen und Aliens. Die Menschen, so Ringo, unterscheiden sich vom Rest der Galaxis durch ihre Aggressivität und ihren Kampfeswillen. Ein Thema übrigens, das David Weber in "Der Widerstand" aufgreift, allerdings zu ganz anderen Schlußfolgerungen als John Ringo kommt.

Interessant ist, daß auch bei Jack Campbell Frauen und Männer vollständig gleichberechtigt sind. In seinen "Black Jack"-Romanen sind Frauen in allen Ebenen, als Offiziere und als Mannschaften, vertreten, ohne daß irgendeine geschlechterspezifische Differenzierung gemacht wird. Das geht so weit und wird als so normal angenommen, daß ich manchmal über weibliche Personalpronomina beim Lesen gestolpert bin und mir wieder in Erinnerung rufen musste, daß die Agierende eine Frau ist. [Ich bin eben noch mit den klassischen, männerdominierten Romanen SF-sozialisiert worden. Meinen Nachfolgern wird diese Nicht-Differenzierung als vollkommen normal und richtig erscheinen, sie werden eher die Klassiker als irritierend empfinden.]

Was bei John Ringo auffällig ist, hier in seinen "Inavasion"-Romanen als auch später in seinen "Planetenkrieg"-Erzählungen, ist der Drang, politische Parolen, Meinungen und Kommentare in seine Romane zu integrieren. Oftmals auch solche, die nicht allgemein konsensfähig bzw. stark vereinfachend sind. So lässt er zum Beispiel in "Invasion" den amerikanischen Botschafter bei der UN klar und deutlich sagen, daß das von den Posleen bedrohte Amerika die Schnauze voll davon hat, für andere Länder die Kastanien aus dem Feuer zu holen, die gesamte Last eines Krieges zu tragen und dafür hinterher noch angemault zu werden. Amerika, so der fiktive UN-Botschafter, würde sich nur um sich selbst und die Allierten kümmern, die auch Soldaten in eine gemeinsame Armee entsenden. Solche Kommentare machen seine Romane nicht für jeden leicht lesbar, insbesondere als Ringo an solchen Stellen sehr stark vereinfacht und bewusst polarisiert. Aber es sind diskussionsfähige Standpunkte und es ist lange her, daß sich ein Schriftsteller in dieser Deutlichkeit politisch innerhalb eines Romans ausgedrückt hat.

Alle Gesellschaftsformen basieren auf Gesetzen zum Schutz von schwangeren Frauen und kleinen Kindern. Was darüber hinausgeht ist Geschnörkel, Brimborium, Luxus - Dinge, die man in Notzeiten abstreifen muss, um die Grundfunktion zu erhalten. Da das Überleben der Rasse die einzige Universalethik darstellt, gibt es nur diese eine Grundfunktion. Versuche, eine "perfekte Gesellschaftsform" auf einer anderen Basis zu errichten, sind nicht nur töricht; sie führen unweigerlich zum Völkermord. Dennoch haben sich Idealisten (alles Männer!) immer wieder dieses Ziel gesetzt - und werden es zweifellos auch in Zukunft tun. (Heinlein, Lazarus Long)

Eines aber haben John Ringo und Jack Campbell vollkommen gemeinsam : Sie träumen den Amerikanischen Traum. Beide sind Idealisten, beide sind der festen Ansicht, daß das ethisch handelnde Individuum den Lauf der Ereignisse verändern kann. Das wird besonders bei John Ringo deutlich, der zur Höchstform aufläuft, wenn er individuelle Ereignisse eines Protagonisten schildert. Etwa bei Cally O'Neal oder bei Tyler Vernon. Hier merkt man einen deutlichen Unterschied zu den Romanen bzw. Passagen, in denen es um Team-Operationen geht. Bei den "individuellen Schilderungen" ist einfach mehr Herzblut enthalten.

Und beide Autoren glauben an die Freiheit, die des Denkens ebenso wie die des Handelns. Dieser American Way of Life in seiner positivsten Ausprägung ist in den Romanen beider Autoren eines der zentralen Leitmotive der Handlung. Und dies steht im kompletten Gegensatz zur dystopisch-düsteren Haltung in Deutschland, die eher von Pessimismus und der Idee der "Powers that be", gegen die sich Einzelne nicht oder nur unter erheblichen persönlichen Opfern durchsetzen können, geprägt ist. Inwieweit diese europäische Haltung realistischer als die ideelle von Ringo und Campbell ist, lasse ich einmal dahingestellt. Ich frage mich allerdings, inwieweit hier das Bewusstsein das Sein beeinflusst, inwiefern eine idealistische Einstellung wie die von Ringo und Campbell (und einigen anderen zeitgenössischen amerikanischen Schriftstellern) ihren Impact in der tatsächlichen Politik Amerikas wiederfinden wird.

Insgesamt ein lesenswerter Zyklus von einem faszinierendem neuen Autor. In der Zwischenzeit habe ich weitere Invasions-Romane kaufen können und zwar "Die Wacht am Rhein" und "The Tuloriad" in US-amerikanischen Hardcover-Ausgaben von Baen, die John Ringo zusammen mit Tom Kratzman schrieb. Insbesondere "Die Wacht am Rhein" ist höchst interessant, darüber werde ich demnächst noch einen eigenen Kommentar schreiben.

Viele Romane seines Invasions-Zyklus sind in der Baen Free Library als Gratis-eBooks enthalten. Wer also die Romane lesen möchte, aber die deutschen Ausgaben nicht mehr bekommt bzw. den Preis scheut, kann sich hier elektronisch bedienen.

Homepage John Ringo
"Invasion" in der Baen Free Library

Sonntag, 2. September 2012

Klassiker in Neuauflage : Bond, James Bond



Die Bond-Filme kennt jeder. Sean Connery, George Lazenby und Roger Moore werden mir in diesen Rollen unvergesslich bleiben. [Ich bin eben schon ziemlich alt, die modernen Darsteller waren irgendwie nicht mehr mein Geschmack.] Als Junge hatte ich die Romane von Ian Fleming einmal alle durchgelesen, sie hatten mit den Filmen relativ wenig gemeinsam. Jetzt werden diese Romane komplett bei Cross Cult neuveröffentlicht :
Jeder kennt sie: die teils stark von den Vorlagen abweichenden Verfilmungen der James-Bond-Romane. Pünktlich zum 50-jährigen Jubliäum der Filmreihe gilt es die Ian-Fleming-Originale erstmals im "Director's Cut" zu entdecken! Eine der größten Filmikonen überhaupt wird 50 Jahre alt! Passend dazu kommt Ende 2012 der 23. Teil der Saga mit dem Titel „Skyfall“ in die Kinos! Cross Cult schließt sich den Jubilaren des Mythos mit einer Wiederentdeckung der meisterhaft erzählten Agenten- und Spionageromane aus der Feder Ian Flemings an und beginnt die schrittweise Veröffentlichung aller James-Bond-Originalromane. Endlich wird es möglich sein, Titel wie „Goldfinger“, „Thunderball“ oder „You Only Live Twice“ komplett in ungekürzten Übersetzungen und mit den ursprünglichen Kapitelabschnitten und -überschriften zu lesen.
(Verlagsankündigung, Hervorhebungen von mir)

Wer die Filme, insbesondere die klassischen, gesehen hat, wird hier einige Überraschungen erleben. Speziell "Der Spion, der mich liebte" sei hier genannt. Für Bond-Fans ein unbedingtes Muß.

Sehr schöne Cover übrigens, die den Vorspann-Stil der 60er und 70er wiederspiegeln :






Klassiker in Neuauflage : Earl Dumarest


Nachdem der Atlantis-Verlag sich mit den deutschen Erstveröffentlichungen von "Tambu" von Robert Asprin, "Trinity" von Kevin J. Anderson & Doug Beason sowie "Flucht nach Lytaxin" von Sharon Lee & Steve Miller, einem Liaden-Roman, bereits einen Namen gemacht hat, führt er im nächsten Jahr seine Verlagspolitik der Veröffentlichung internationaler SF energisch weiter. Nachdem bereits in diesem Jahr der erste Roman von E. C. Tubb, "Die Sterngeborenen", erschien, wird diese Werkausgabe im Herbst mit "Die Stadt ohne Wiederkehr" weitergeführt. Im nächsten Jahr erscheint dann der erste Roman der ungekürzten deutschen Ausgabe der Eral-Dumarest-Romane.
Die Geschichte von Earl Dumarest ist … nicht schnell erzählt. Die britische SF-Legende E. C. Tubb erfand sie 1967, bis 2008 schrieb er 33 Romane um seinen Helden, der auf der Suche nach der Erde mannigfaltige Abenteuer erlebt. In Deutschland wurden nicht alle Romane veröffentlicht – alle aber waren gekürzt. Sie erschienen hierzulande zum Teil zunächst bei Moewig in der Heftromanreihe “Terra Nova”, ehe derselbe Verlag dem Helden eine eigene Taschenbuchserie spendierte. Weiter ging es später innerhalb der “Terra Astra”-Reihe bei Pabel.

2013 nun bringt Atlantis Earl Dumarest zurück nach Deutschland. Neu übersetzt. Ungekürzt. “The Winds of Gath” (1967), der Auftaktband quasi, der Band, in dem und mit dem alles begann, wird “neu aufgelegt” – und um die “Altfans” nicht zu lange auf neues Material warten zu lassen, erscheint zeitgleich oder kurz darauf “Nectar of Heaven” (1981) als deutsche Erstveröffentlichung.
Verlagsankündigung, Hervorhebungen von mir

Ich habe die Terra Astra-Hefte mit Begeisterung gelesen und bin schon ziemlich gespannt auf die ungekürzte Neuausgabe. Wer Earl Dumarest nicht kennt, dem sei die englische Wikipedia empfohlen :
The stories are set in a far future galactic culture that is fragmented and without any central government. Dumarest was born on Earth, but had stowed away on a spaceship when he was a young boy and was caught. Typically, on a spaceship a discovered stowaway is ejected to space, but the captain takes pity on the boy and allows him to work and travel on the ship. When the story opens in The Winds of Gath, Dumarest has traveled so long and so far that he does not know how to return to the home planet and no-one has ever heard of it, other than as a myth or legend.

It becomes clear that someone or something has deliberately concealed Earth's location. The Cyclan, an organization of humans surgically altered to be emotionless, and on occasion able to link with the brains of previously living Cyclans (the better to think logically), seem determined to stop him from finding Earth. Additionally, the Cyclan seek a scientific discovery that Dumarest possesses, stolen from them and passed to him by a dying thief, which would vastly increase their already considerable power.
Da ich bereits die gekürzten TA-Hefte vor Jahrzehnten ebenso wie vor ein paar Jahren, bei meinem TERRA ASTRA-Revival (ich hatte mir fast die komplette Serie im Internet besorgt und sie dann von vorne bis hinten gelesen), ausnehmend gut gefallen haben, bin ich auf die ungekürzten Sammler-Ausgaben von Atlantis ziemlich neugierig. Ich werde sie mir in der bibliophilen Hardcover-Ausgabe besorgen, die repräsentativ für den eigenen Bücherschrank als auch ideal als Geschenk für den SF-Fan, der schon alles hat, ist.