Montag, 9. September 2013

Alastair Reynolds : Chasm City



Alastair Reynolds : Chasm City
Heyne 2006
Aus dem Englischen von Irene Holicki
832 Seiten, 10,99 €
ISBN: 978-3-453-52221-3


Die Welt im 25. Jahrhundert: Die Menschheit ist in den Weltraum aufgebrochen und hat zahlreiche Planeten kolonialisiert. Weit fortgeschrittene Technologien verlängern das menschliche Leben und ermöglichen Reisen zwischen verschiedenen Sternsystemen.

Doch die blühenden Metropolen auf dem hochentwickelten Planeten Yellowstone sind nicht sicher – die geheimnisvolle Schmelzseuche bedroht ihre Bewohner. Die Folge: politische Intrigen entwickeln sich zu erbitterten Kämpfen, und schließlich bricht ein Bürgerkrieg aus, in dem Menschen und Aliens gleichermaßen zwischen die Fronten geraten.

Nach Jahrhunderten einer wechselvollen Geschichte muss die Menschheit schließlich erneut aufbrechen, um in einer Galaxis weitab der Milchstraße einen neuen Anfang zu wagen.

Chasm City ist eine Stadt, wie es sie im Universum nur einmal gibt: Auf nanotechnischer Basis erbaut, ist sie einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen. Und nicht nur die Stadt – auch ihre Bewohner… Das große Abenteuer von einem der aufregendsten Science-Fiction-Autoren der Gegenwart.

Die Bewohner von Chasm City, Hauptstadt des Planeten Yellowstone, befinden sich fest in den Klauen der geheimnisvollen Schmelzseuche, die Menschen mit Nanotech-Implantaten bef ällt und die Infizierten auf bizarre Weise verändert. Dennoch muss der ehemalige Scharfschütze und Leibwächter Tanner Mirabel nach Chasm City reisen, denn er jagt den Mann, der seine Geliebte umgebracht hat. Aber schon bald muss sich Mirabel nicht nur mit dem Mörder und der Seuche auseinandersetzen, sondern auch mit einer Bedrohung ganz anderer Art – denn seine Erinnerungen verändern sich immer mehr zu denen des Gründervaters Sky Haussmann.
Klappentext

Die Klassiker lese ich zwar gerne, aber zwischendurch brauche ich doch immer etwas Modernes. Denn die Literatur, insbesondere die SF-Literatur, hat sich weiterentwickelt und heutige Romane sind oftmals stilistisch doch den Klassikern deutlich überlegen. Jedoch sind die Inhalte ein ganz anderes Thema. Und so bin ich bei hochgelobten modernen Autoren oftmals ziemlich skeptisch.

Der neue Heinlein ist er ja nu nich'. Auch wenn das von Alastair Reynolds teilweise behauptet wird, das trifft einfach nicht zu. Aber mehr dazu übermorgen, bei meinem Kommentar zum dritten "Revelation Space"-Roman.

Die Reynolds-Bände liegen schon seit einiger Zeit auf meinem SUB, nach meinen Hamilton-Erfahrungen bin ich solchen Ziegeln gegenüber doch recht skeptisch. Und wenn alle das gut finden, heisst es ja lange noch nicht, daß es auch mir gefällt. Hat es aber, vom ersten Buch an.

Etwas entgegen der Reihenfolge habe ich den zweiten Band der RS-Geschichten zuerst gelesen. Ist auch besser so, denn 1 und 3 ergeben eine ziemlich zusammenhängende Geschichte. 4 habe ich noch nicht, deshalb kann ich dazu nix sagen. Ich empfehle aber jedem, der sich in Reynolds reinlesen will, mit "Chasm City" anzufangen.

Der Roman an sich ist gar nicht sooo prickelnd. Tanner Mirabell ist eigentlich Sky Hausmann, das weiss man praktisch schon ab der ersten Bewusstseinsstörung. Daß er aber zwischendurch auch noch Cahuella gewesen ist, das stört. Die Geschehnisse selber sind Standard, die Auflösung vorauszusehen und man hat diverse Flashbacks zu anderen Romanen und Filmen beim Lesen der Geschichte. Warum also ist der Roman trotzdem überdurchschnittlich gut ?

Nun, einerseits ist es das Setting, das Alastair Reynolds hier aufbaut. Es gelingt Reynolds, der Geschichte eine historische Tiefe zu geben, die wirklich bemerkenswert ist. Die drei Geschichten (die Fahrt von Sky Hausmann, der Kampf auf Sky's Edge und die eigentliche Story in Chasm City) verwebt Alastair Reynolds zu einem Netz von Informationen, die zurückreichen bis zu den ersten Weltraumerkundungen der Menschheit. Dabei fokussiert er sich auf Yellowstone und die Schmelzseuche, was für die folgenden Romane wiederum hochgradig relevant ist. Aber auch wenn es das nicht wäre, würde es doch riesigen Spaß machen, diesen Bereich des "Revelation Space"-Raums als Leser zu erkunden.

Andererseits ist es der flüssig zu lesende Stil, der tatsächlich ein bißchen an frühere Autoren aus dem Golden Age erinnert. Alastair Reynolds schreibt spannend – allerdings merkt man bei diesem Roman, daß er bei den unterschiedlichen Erzählebenen doch etwas zuviel des Guten tut. Man wird etwas herausgerissen und der letzte Twist ist meiner Meinung nach vollkommen unnötig und absolut belanglos für die Story. Aber gut, das ist nur meine persönliche Einschätzung.

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