Sonntag, 17. November 2013

TERRA SF 168 - K.H. Scheer : Rak-1212 überfällig


Alexej Turbojew : Rak-1212 überfällig
Terra SF 168, 21.04.1961
gekürzter Nachdruck des gleichnamigen Leihbuchs von 1960
Titelbild : Johnny Bruck


Die Nationen der Erde liegen noch im harten Wettstreit um die Eroberung des Raumes, als das Versuchsschiff "L-1212" zur Venus startet. Zwei Männer sind an Bord der 'bemannten Raumsonde' und zwei Männer sterben in ihren engen Andruckbehältern. Ein Wrack umrast auf weiter Kreisbahn die Venus und ein Jahrhundert vergeht.

Stephan Alexandrowitsch Woronskij findet sich in einem neuen Körper mit kristalliner Zell- und Gewebestruktur wieder. Ein Mann stirbt ein zweites Mal unter dem fauchenden Schuß einer venusischen Ventrit-Waffe. Atotherm-Strahlkanonen beginnen in robotgesteuerten Raumschiffen zu arbeiten und damit erhält Woronskij den Auftrag, dessen Erfüllung zum Fortbestand der Menschheit unerläßlich ist.

Ein nichtirdischer Materie-Transmitter jagt seinen entmaterialisierten Körper zur Erde. Ein Sektenprediger hält viel von öffentlich verdammten Strahlwaffen, und unirdische Machthaber erteilen ihre Anweisungen.

Damit beginnt eine Handlung von solcher Darstellungskraft, turbulenter Wucht und hervorragender Beweisführung, daß die Lektüre dieses Romans zu einem überzeugenden Genuß wird.

Ein Meister der internationalen SF-Literatur erzählt, schildert und begründet in einmaliger Form. Eine neue Welt eröffnet sich. Sozialpsychologische Daten, Charaktere und detaillierte Einzelschilderungen verknüpfen sich mit derart erregenden Ereignissen, daß es für einen jeden Leser unmöglich sein wird, den vorliegenden Roman frühzeitig aus der Hand zu legen.

Woronskij erfüllt seine Aufgabe bis zur bitteren Konsequenz. Ein Mann vegeht in tiefster Not, die ihm schließlich das wahre Dasein bringt.
Klappentext des ILTIS-Leihbuchs

Als "Alexej Turbojew" veröffentlichte Karl-Herbert Scheer im Iltis-Verlag drei Leihbücher : "Antares II" (1958), "Welt ohne Ende" (1959) und "Rak-1212 überfällig". Alle drei wurden bei TERRA in gekürzter Form abgedruckt (Heftnummern 69, 168 und 189), komplett und neu überarbeitet dann zuletzt Ende der 70er in den UTOPIA-Taschenbüchern final herausgegeben. In allen drei Romanen versucht sich Scheer an einem russischem Standpunkt, effektiv nimmt er aber beispielsweise hier nur Pawel Chekov vorweg. Das hat schon seinen Charme, ich konnte mich an vielen Stellen eines gewissen Amusements nicht enthalten. Scheer dreht hier die westlichen, angloamerikanischen Klischees um und zeigt auf, wie absurd sie eigentlich sind. Allerdings ist das nur ein Nebeneffekt des Romans. Der Fokus liegt auf dem Mißtrauen zwischen Aliens und Menschen, ein Mißtrauen, daß durch Propaganda insbesondere der von der Erde auf die Venus vertriebenen menschlichen Widerstandskämpfer noch geschürt wird. Woronskij, durch medizinische "Behandlungen" nicht mehr wirklich menschlich aussehend, wird von den Widerstandskämpfern als Ding, als Waffe, als entbehrlich angesehen, und am Ende stellen sich nicht die Außerirdischen als Monstren dar. KHS schreibt hier einmal mehr wider den Zeitgeist, der Roman ist auch heute noch (oder vielleicht : wieder) lesenswert.

Countdown : X - 140

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